Nach einer längeren Winterpause geht es mit neuem Mut in die Weiterentwicklung des Mutterkuhprojektes.
Im letzten Jahr gab es im Prinzip noch drei größere Probleme. Das eine Problem waren Durchfallerkrankungen bei den Kälbern, die bei diesem System mit den bisher angewendeten Methoden schlechter zu behandeln waren.
Ein weiteres Problem waren zu nasse Weideflächen nach längeren Regenphasen. Das dritte Problem waren Trennungsschmerzen bei manchen Kühen, die nach der mehrwöchigen gemeinsamen Zeit eine sehr intensive Beziehung zu ihren Kälbern aufgebaut hatten.
Für alle diese Herausforderungen gibt es hoffentlich in diesem Jahr Lösungen. Mal sehen...
Um den Trennungsschmerz zu begrenzen, wurden jetzt erstmal neue Zugangsberechtigungen am Melkroboter eingestellt. Alle Mutterkühe haben jetzt morgens und abends jeweils für zwei Stunden Zugang zum Kälberbereich, wo das Kalb dann auch am Euter Milch saufen kann (Bild 1). Zu den anderen Zeiten hat die Kuh nur über eine Abtrennung Kontakt zum Kalb (Bild 2). Auf dem dritten Bild ist zu sehen, wie die Mutterkuh das Selektionstor benutzt hat. Um 22.00 Uhr wurde die Kuh am Melkroboter gemolken. Danach hat sie das Grazewayselektionstor benutzt und wurde dann aber nicht in den Kälberstall geleitet, sondern zurück in den Stall (22.57 Uhr). Um 5.19 Uhr hat sie dann den Melkroboter besucht. Hier wurde sie allerdings nicht gemolken, da das in den Einstellungen so eingerichtet wurde, dass in der Zeit von 1.00 Uhr bis 8.00 Uhr keine Melkungen zulässig sind. Somit konnte die Kuh dann um 6.04 Uhr mit Milch im Euter das Grazewayselektionstor nutzen und in den Kälberstall zum Kalb gelangen. Das Kalb hat dann ein paar Minuten Milch aus dem Euter gesoffen. Danach hat die Kuh den Kälberstall wieder verlassen und ist danach noch zweimal wieder durch das Selektionstor in den Kälberstall geleitet worden. Abends geschieht das ganze dann in ähnlicher Weise. Ich hoffe, dass auf diese Weise die Kühe von Anfang an daran gewöhnt werden, nur stundenweise direkt zum Kalb zu gelangen und die Trennung später nicht so schwierig wird.
Eine interessante Beobachtung gibt mir außerdem Mut, dass die Trennung zukünftig gut verläuft. Eine Mutterkuh hatte ein tief hängendes Euter, so dass das Kalb keine Milch daraus saufen konnte. Kuh und Kalb wurden trotzdem täglich eine Woche morgens und abends zusammen gelassen. Jeden Tag wurde die Aufenthaltsdauer der Kuh im Kälberbereich kürzer. Nach einer Woche hat die Kuh den Kälberbereich sofort wieder verlassen. Vielleicht ist das ein guter Weg zum Entwöhnen. Wenn das Kalb satt ist und die Kuh gemolken wurde, können sich Kuh und Kalb treffen und verlieren dann über einen langen Zeitraum so langsam das Interesse aneinander.
Auf dem vierten Bild ist das Tor zu sehen, durch das die Kuh den Kälberbereich wieder verlassen kann. Nachdem das Tor im Frühjahr schon einmal erneuert wurde, hat es leider nur zwei Tage gedauert, bis die Kühe es wieder zerstört haben. Mittlerweile ist es wieder repariert. Die Schwierigkeit hier ist, dass die Holzplatten an diesem Tor nicht zu schwer sein dürfen. Ansonsten gehen die Kühe hier nicht alleine durch. Auf der anderen Seite ist allerdings eine gute Stabilität auch wichtig. Durch dieses kaputte Tor können jedenfalls auch die Kälber durch laufen. Das haben sie natürlich auch schnell bemerkt und mussten dann wieder eingefangen werden.
Das fünfte Bild zeigt den Weidebereich direkt am Ausgang des Stalles. Das neu angesäte Gras ist leider einer Schlammwüste gewichen.
In den nächsten Wochen werden jetzt einige Kühe kalben. Ich bin gespannt, wie es weiter geht.